Auf den europäischen
Skorpion stieß ich erst jetzt. Er versteckte sich gewissermaßen. Er hat
Ähnlichkeiten mit dem astrologischen, doch es kommen Jungfrau- und
Steinbockanteile hinzu. Wir werden sehen, dass das Mittel für eine mit sich
ringende Seele zu einem atemberaubenden Evolutionsbeschleuniger werden kann –
sofern die große Lernaufgabe angenommen wird.
Schlüsselrubrik scheint mir die <ohnmächtige Wut gegen
die böse Schwiegermutter oder Mutter> (S. 324) zu sein. Eine Ohnmacht ist
also Ausgangspunkt für einen Lernprozess; mit der Aufforderung sich gegen die
unterdrückende Mutter zu erheben - ein enormer Kraftakt für einen Menschen, der
so extrem zurückgezogen lebt! Die <Neurodermitis> (S. 326) lässt die
Betroffenen schwach aussehen und das macht die Sache auch nicht leichter. Sie drückt
die Qual des Opferstatus aus. Die wichtigste Person seines Lebens als böse zu
erfahren kann zu einem Evolutionsbeschleuniger werden. Dieses Wesen ist, tiefer
betrachtet, ein Symbol für die böse archetypisch weibliche Seite in der eigenen
Seele. Allein schon durch diese Erkenntnis könnte der Schatten erlöst und der
brodelnde Hass weg sein – mitsamt der Neurodermitis. [Sonne im 8. Haus].
Diese Hautbeschwerde bringt <Hinterhältigkeit> ans
Licht (S. 325). Licht und Schatten, weiß und schwarz, Liebe und Hass ... sind
DIE Schlüsselbegriffe für das astrologische 8. Haus. Hier gibt es viel zu
entdecken. Wie im legendären "Indiana Jones und der Tempel des Todes"
steigen wir zusammen mit dem Klienten die steinerne Treppe hinab, vorbei an
Skeletten, bis hinunter zur Schlangengrube [Mars im 8. Haus].
Die beiden Hautbeschwerden <Herpes am linken
Mundwinkel> (S. 356) und <Erysipel des gesamten Fußrückens> (S. 351)
zeigen die hohe Verletzlichkeit an. Diesem Menschen geht sehr viel unter die
Haut. Da er selbst alles bis zur Destruktivität durchdringen muss glaubt er,
dass j e d e r Angriff auf ihn ebenfalls zerstörerisch sei -
ein schönes Beispiel für ein falsches inneres Programm! [Saturn im 7. Haus].
Ein <Erkenntnisdrang> (S. 332) ist eine prominente
Eigenschaft des Arzneityps: Die Fähigkeit der seelischen Tiefbohrung
(Skorpion-Mond) ist gekoppelt an ein Sendungsbewusstsein (Ceres). Dieser
Arzneityp ist in einer heiligen Mission unterwegs. Was sein exzellenter
Instinkt herausfindet nützt ihm nicht nur selbst - er will damit gar der
Menschheit zur "richtigen" Erkenntnis verhelfen. Jeder, der diesen
höheren Auftrag gefährdet wird bekämpft, damit das <heilige Ziel> erreicht
werden kann. [Skorpion-Mond Konjunktion Ceres].
Die Temperamente Jungfrau und Skorpion haben folgendes
gemein: Macht, Kontrolle und durchforschende Neugier. Das Mittelbild Scorpio
deckt die wertzuschätzende Eigenschaft <distanzierter
Beobachtungsfähigkeit> (beides S. 325) genauso ab wie den zersetzenden
<Kritizismus>. [Jungfrau-Mond].
Die Betroffenen sind <kompromisslose Einzelgänger>
(S. 324) und ihre <Ernsthaftigkeit (S. 325) kann so extrem werden, dass sie
<ärgerlich werden wenn gesungen und gelacht wird> (S. 325). Sie wollen
der Menschheit das gleiche <karge Leben> (S. 325) aufoktroyieren, das sie
selbst führen. Das Mittel Scorpio ist also mit seiner Betonung der
introvertierten Zeichen Jungfrau / Skorpion / Steinbock ein sehr ernsthafter
und tiefgründiger Mensch, der nicht viel zum Leben braucht. Er wäre als
wissenschaftlicher Außenposten irgendwo im Pazifik auf einem Atoll als Biologe oder
für ein stilles Klosterleben geeignet. Das kranke Mittelbild verfolgt mit aller
Härte ein heiliges Ziel, während das gesunde sich damit begnügen kann die
Essenz der Dinge in ihrer einfachen Klarheit zu erforschen. [Sonne im
Steinbock].
Der Scorpio-Typ wird schicksalsmäßig dazu aufgefordert sein
Begegnungsmuster und sein Erscheinungsbild einer Transformation zu unterziehen,
also von Grund auf zu ändern. Ist diese seelische Arbeit bewältigt, dann wird
der <verstörende> Blick zu authentischer Autorität ohne Worte. Die
<Radikalität> wird nur auf innerseelische Prozesse angewendet und
<Zerstörung> wird zu Heilung. <Schwarze Kleidung> (alle vier
Rubriken aus Seite 325) ist jetzt Tabu und hängt nur noch für das jährliche Helloween
im Schrank. [Pluto im 1. Haus].
Zitate: Ich bedanke mich bei den Autoren Hans Eberle und
Friedrich Ritzer für die eindrucksvollen Prüfungen des Mittels. Die
Seitenzahlen betreffen ihr Buch „Arzneimittellehre – Neue Homöopathische
Arzneien I“, verlegt bei Müller & Steinicke. Nach meinen Infos ist das Buch
im Moment vergriffen. Bestellen Sie deshalb direkt bei den Autoren.