Donnerstag, 31. Januar 2013

Hedera helix homöopathisch

Wird er korrekt dosiert, so löst Efeu bronchialen Schleim und wirkt als krampfstillendes Mittel. Die homöopathische Prüfung von 1932 geht auf Julius Mezger zurück, den Autor von Gesichtete homöopathische Arzneimittellehre.



Der gewöhnliche Efeu ist seit dem 16. Jahrhundert in Deutschland eine Gartenpflanze. Ein Sinnbild für Freundschaft und Treue. Das psychische Mittelbild der Homöopathie ergibt sich aus der Botanik:

Der gemeine Efeu ist eine immergrüne, ausdauernde Pflanze, die durch Haftwurzeln in der Lage ist, an Bäumen und Mauern emporzuklettern; dabei erklimmt sie Höhen von bis zu 20 Metern. Durch Lichtkonkurrenz und Gewicht kann der Efeu den Trägerbaum schädigen.

http://de.wikipedia.org/wiki/Gemeiner_Efeu

Hier sind die Schlüsselbegriffe, welche uns Einblicke in das psychische Mittelbild erlauben: ausdauernd, haftend, emporkletternd, Lichtkonkurrenz, Schädigung des Trägerbaums.

Die menschliche Hedera braucht den Partner für ihre innere Stärke; sie will mit ihm zusammen <viel erreichen>. Wer sich mit Legenden beschäftigt hat, weiß: Efeu bildet gewissermaßen eine <Leiter in höhere Sphären>, da er wie sein Wirt den Stamm entlang dem Himmel entgegenwächst. Botaniker sagen, dass Hedera bis zu einer Höhe von 20 Metern mithalten kann. Diese Höhe erreicht er auch durch Ausdauer. Der Efeu ist auch im Winter grün. Übertragen wir das auf das psychische Mittelbild: Das Entgegenstreben zeigt eine ausgeprägte Strebsamkeit an. Mittels Ausdauer und Ehrgeiz will die menschliche Hedera eine geachtete soziale Position erreichen.

Hedera hat eine neurasthenische Seite, sie ist vegetativ labil. Das Anhaften stellt auch eine Suche nach Stabilität im Partner dar, weil die eigene Nervenschwäche als unsicher für die Bewältigung des Alltags betrachtet wird. Der Partner wird als <Fels in der Brandung>, als Versicherung gegen Wind und Wetter, gebraucht. Das entspricht dem Anhaften der pflanzlichen Hedera an Gebäuden. Die vegetative Erregbarkeit kommt in folgenden beiden Rubriken zum Ausdruck:


<Anhaltender Zustand von Unruhe und Besorgnis>, sowie <Angst, die umso größer wird je weniger er sich in der Lage sieht, sie zu bewältigen>

Robin Murphy: Klinische Materia Medica, S. 923

Vor dem Hintergrund einer Klammerbeziehung, wie sie typisch ist für Hedera, wird die enorme Angst greifbar.

Hedera finden wir unter Heuschnupfen und Sinusitis. Beide Beschwerden sind Absonderungen von Sekreten. Sekrete entsprechen in der Psyche Gefühlsäußerungen. Die Entzündung der Schleimhäute in einer Höhle, den Nasennebenhöhlen zeigt an: Trauer und Schmerz werden einbehalten, zurückgehalten. Da es sich um eine Höhle handelt gibt es eine Querverbindung zur Kindheit, welche uns bis zur Pubertät schützen soll. Wer so stark anhaften muss wie Hedera, dem fehlten in der Kindheit Schutz und Halt. Das Ergebnis dieser Defizite ist im Jugendlichen- und Erwachsenenalter Einsamkeit, ein Gefühl von Verlorenheit, Schutz- und Haltlosigkeit. Heuschnupfen und Sinusitis sind somit ein Ventil, die düstere und ungeschützte Kindheit zu beweinen. Die Düsternis finden wir im Efeu als Totenblume wieder.

Das von Efeu umrankte Grab gehört zu den Motiven, die uns auf Friedhöfen begegnen [...]. Als Grabbepflanzung soll er Freundschaft und Liebe symbolisieren und wird zu Kränzen gewunden, die an Türen aufgehängt einst als Schutz vor Behexung dienten. Geomanten sehen in stark wucherndem Efeu einen Zeiger auf sogenannte Störzonen. Das sind Erdverwerfungen, Wasseradern, Krebspunkte oder ähnliche Unheilsorte, die bei längerem Aufenthalt krankmachenden Einfluss haben. An altem Gemäuer, etwa Burgen oder Schlössern, zeigt wuchernder Efeu den Spukplatz an, eine Eintrittspforte in die andere Welt.

http://www.system-sat.de/hedera_helix.htm

Der Hedera-Persönlichkeit sagen die Schlüsselbegriffe <Unheil> und <Spuk> mehr als ihr lieb ist. Ihre Ängstlichkeit richtet sich also auch auf unheimliche Vorkommnisse. Die kranke Hedera gehört in die Rubrik <Furcht vor Geistern und Gespenstern> und <Furcht vor dem Bösen>.

Das gesunde Arzneimittelbild 


Es erscheint nicht in die Praxis. Dennoch kennt ein guter Homöopath das gesunde Bild einer Arznei. Hedera geht in jungen Jahren durch einen Prozess des Anhaftens, doch sie ist in der Lage zu wachsen. Es gelingt ihr schrittweise, vom Partner loszulassen, ohne Freundschaft und Treue zu vernachlässigen. Nach jahrelangem Studium der Strukturen ihrer Außenwelt erkennt sie in bestimmten Strukturen sich selbst und folgt diesen Strukturen. Damit ist der Weg zu ihrer Mitte abgeschlossen.

Das kompensierte Arzneimittelbild


1. Die ständige Angst mit Unruhe und Besorgnis drückt Hedera mit maximaler Lebensordnung nieder. 2. Es zählt nur noch der weitere Aufstieg auf der Karriereleiter. Erinnern wir uns an die <Lichtkonkurrenz>. Der nach oben strebende Partner soll nun übertrumpft werden. 3. Die Gefühlsbeherrschung, an sich nichts Besorgniserregendes, wird in der Kompensation zu einer Härte gegen sich selbst und andere. Zum Vorschein kommen die Emotionen wieder als Gastritis und Cholelithiasis (Gallensteine). In beiden Fällen sind Körpersäfte einbezogen; es geht also um Emotionen. 4. Die Linsentrübung (Katarakt) tritt in einer Phase ein, da einfach alles zu viel geworden ist, um es einblickend noch einordnen zu können.

"Hedera wurde zur Klärung der Sicht verwendet und Cooper sagte es habe Katarakt geheilt."  Quelle: Robin Murphy: Klinische Materia Medica, S. 923

Die schwere Dekompensation 


Sie zeigt sich in folgenden Symptomen: Findet die pflanzliche Hedera keinen Wirt, so kriecht sie am Erdreich entlang. Entsprechend scheitert die menschliche Hedera auf ihrer Suche nach Vereinnahmung einer Person und entwickelt als Zeichen ihrer Verlorenheit Beschwerden wie Angina pectoris, Tachykardie, Myokarditis, sowie Symptome aus dem Respirationstrakt wie Husten bis zum Emphysem.

Vergleiche


Die starke Partnerbezogenheit und Außenorientierung ist auch typisch für Carcinosinum, Asterias rubens, Calcium phosphoricum, Cobaltum, Ledum und Portia fimbriata (letzteres Mittel siehe Literaturliste). Das Anhaften als notwendiges Bedürfnis ist Bismuthum sehr ähnlich. Das ausdauernde und zugleich introvertierte Emporklettern, kombiniert mit Beherrschung der Gefühle, finden wir in unprätentiösen Ehrgeizmitteln wie im perfektionistischen Trillium pendulum und im streng erzogenen Vanadium. Efeu als Schutz vor Behexung bringt die Arzneien des Mittelalters ins Gespräch, wie Lyssinum und die Nachtschattengewächse. Die mögliche Schädigung des Wirts, bzw. Partners sehe ich in Würgeschlangen wie Boa constrictor und Python regius. Letzterer Vergleich ist abzuleiten aus der Tatsache, dass Hedera eine Schlingpflanze ist.

Literatur


Robin Murphy: Klinische Materia Medica * Narayana-Verlag / Wikipedia im Internet / System-Sat.de im Internet / Brigitte Klotzsch: The Mystery and Power of Python Regia, sowie Portia fimbriata: The Incredible Power of a Tiny Little One * beides Eigenverlag


Kleine Anmerkung, mit meinem Dank an die Leser: Gibt man in die Suchmaschine bing die Suchbegriffe *Hedera helix Homöopathie* ein, so findet sich mein Artikel auf Platz 7. Vielen, herzlichen Dank an die Leser! Googelt man diese Begriffe, ist das Ergebnis gleich - eine Bestätigung für meine Arbeit. So lässt sich's arbeiten!